Insulinresistenz? Vorsicht bei diesen 4 Symptomen!
Wie Sie eine Insulinresistenz erkennen und erfolgreich behandeln
Während die Menschen früher noch an Pest und Cholera verstorben sind, leiden die meisten heutzutage viele Jahre unter Krankheiten, die von außen kaum erkennbar sind. Ein Großteil davon ist auf den Lebensstil und die Ernährung zurückzuführen. Sie richten sehr langsam und schleichend einen gesundheitlichen Schaden an, der lange unbemerkt bleibt. Dazu gehört auch die Insulinresistenz, von der zahlreiche Menschen betroffen sind, ohne es zu wissen. Was genau eine Insulinresistenz ist, an welchen Symptomen man sie erkennt und welche Gefahren von ihr ausgehen, lesen Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Insulinresistenz?
Der Begriff Insulinresistenz klingt für die meisten zunächst sehr abstrakt. Von Insulin hat sicher jeder schonmal etwas gehört und zwar im Zusammenhang mit Diabetes mellitus. Eine Insulinresistenz ist eigentlich nichts anderes als eine Vorstufe von Diabetes, die umgangssprachlich auch als Zuckerkrankheit bezeichnet wird.
Bei einer Insulinresistenz bzw. Insulinunempfindlichkeit liegt eine verringerte Wirksamkeit des Hormons Insulin vor. Genauer gesagt verschlechtert sich bei einer Insulinresistenz die Zellantwort der insulinabhängigen Organe wie z.B. Leber, Fettgewebe und Muskulatur. Die dort befindlichen Rezeptoren sprechen also schlechter auf den Stoff an, was große Auswirkungen auf den Stoffwechsel und körperliche Prozesse hat.
Die größten Auswirkungen hat eine Insulinresistenz auf den Blutzuckerspiegel. Die Zellen sind nicht in der Lage, den Zucker aus dem Blut aufzunehmen und der Blutzuckerspiegel steigt. Bleibt eine Insulinresistenz lange unentdeckt und somit unbehandelt, resultiert das oft in Diabetes Typ 2. Typ 2 Diabetes ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist und mit der Gabe von Insulin behandelt wird.
Welche Funktion hat Insulin im Körper?
Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Die Hauptaufgabe des Hormons ist die Regulierung des Blutzuckerspiegels. Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass die Zellen die Glukose aus dem Blut aufnehmen können, um Energie zu gewinnen. Indem die Zellen die Zuckermoleküle mit Hilfe von Insulin aus dem Blutkreislauf aufnehmen, wird der Blutzuckerspiegel gesenkt. Auf diese Weise wird der Blutzuckerspiegel gesenkt und stabilisiert.
Abgesehen von der Regulierung des Glucosehaushalts im Blutkreislauf spielt das Hormon Insulin zudem eine wichtige Rolle im Fett- und Eiweißstoffwechsel.
Mit welchen Symptomen äußert sich eine Insulinresistenz?
Eine Insulinresistenz ist tückisch, denn sie bleibt von vielen Betroffenen oft lange unbemerkt. Wird die Krankheit bemerkt - oft als Zufallsbefund in regulären Kontrolluntersuchungen - ist es in vielen Fällen schon zu spät, um sie rückgängig zu machen. Bei vielen Menschen resultiert das in Prädiabetes oder Diabetes mellitus Typ 2. Darum ist es so wichtig, die ersten Anzeichen einer Insulinresistenz zu erkennen und zu deuten.
Um eine Insulinresistenz festzustellen, sollte nach folgenden Symptomen Ausschau gehalten werden:
Erhöhter Blutzuckerspiegel
Das eindeutigste Symptom einer Insulinresistenz ist ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel. Wenn die Zellen keinen Zucker aufnehmen und der Blutzucker hoch bleibt, wird immer mehr Insulin ausgeschüttet. Das bedeutet, dass neben dem Blutzucker auch der Insulinspiegel bei einer Resistenz erhöht ist. Bei einem erhöhten Blutzuckerspiegel können unspezifische Symptome auftreten wie:
Unruhegefühle, zittrige Hände
Müdigkeit und Schwächegefühle
Kreislaufprobleme und Schwindel
Herzrasen und Übelkeit
Ein erhöhter Blutzucker- und Insulinwert kann recht einfach mit einer Blutuntersuchung festgestellt werden. Dabei wird aus dem Insulinwert und dem Glukosewert der HOMA-Index berechnet. Liegt dieser Wert über 2, ist das ein Hinweis auf ein Vorliegen einer Insulinresistenz.
Übergewicht
Übergewicht zählt sowohl zu den Symptomen einer Insulinresistenz als auch zu den Risikofaktoren. Übergewichtige Menschen haben somit ein höheres Risiko an Diabetes zu erkranken und die meisten von ihnen leiden somit auch zunächst unter einer Insulinresistenz. Schuld daran sind u.a. die Fettzellen, die bei Übergewicht im Überschuss vorhanden sind. Sie setzen bestimmte Botenstoffe frei, die die Wirkung von Insulin beeinträchtigen. Besonders gefährlich ist dabei das Bauchfett bzw. viszerale Fett.
Außerdem haben Menschen mit Übergewicht meist ein ungesundes Essverhalten. Der Blutzucker schwankt stark oder ist dauerhaft erhöht, was die Unempfindlichkeit der Zellen gegenüber dem Blutzuckerhormon fördert. Gleiches gilt auch für das Bewegungsverhalten. Umso mehr Fett und umso weniger Muskeln vorhanden sind, desto schwächer ist die Antwort der Zellen auf das Insulin.
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Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit
Ein weiteres Anzeichen für eine Insulinresistenz bei Frauen sind Zyklusstörungen und Fruchtbarkeitsstörungen.
Sämtliche Körperprozesse werden von Hormonen gesteuert und all diese Hormone stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Gerät der Hormonspiegel eines Hormons aus dem Gleichgewicht, hat das weitreichende Auswirkungen auf andere Hormone. In diesem Fall beeinflusst die Insulinresistenz die weiblichen Geschlechtshormone.
Eine Insulinresistenz lässt den Anteil männlicher Hormone (Androgene) steigen. Dieser Überschuss an Androgenen führt dazu, dass die Zyklen länger werden und Eisprung sowie Menstruation ausbleiben. Der Kinderwunsch bleibt unerfüllt und Hormonstörungen wie das PCO-Syndrom können sich entwickeln.
Hautveränderungen
Bei einer länger bestehenden Insulinresistenz treten gelegentlich auch Hautveränderungen auf. Typisch sind z.B. dunkle Verfärbungen der Haut im Bereich des Nacken oder der Gelenkfalten (Acanthosis nigricans). Diese schmutzig aussehenden Flecken sind kein Zeichen mangelnder Hygiene, sondern hyperpigmentierte und verhornte Haut. Der Überschuss an Insulin begünstigt die Bildung von Melanin, das in die Hornschicht der Haut eingelagert wird und eine Dunkelfärbung verursacht.
Eine weitere Hautveränderung, die bei einer Insulinresistenz gelegentlich auftritt, sind Fibrome. Sie werden umgangssprachlich auch als Stielwarzen bezeichnet. Ist der Insulinspiegel dauerhaft erhöht, beeinflusst das die Rezeptoren der insulinabhängigen Wachstumsfaktoren in den Zellen der Haut. Dadurch wird die Zellteilung und das Zellwachstum gesteigert, was zur Bildung der Hautanhängsel führt.
Was sind die Ursachen für eine Insulinresistenz?
Um eine Erkrankung erfolgreich behandeln zu können, müssen die Ursachen und verursachenden Mechanismen bekannt sein. Bisher konnten Forscher noch nicht vollständig klären, welche Vorgänge genau zu einer Insulinresistenz führen. Als Vorstufe von Diabetes gibt es allerdings zahlreiche Risikofaktoren, die die Entstehung einer Insulinresistenz begünstigen. Dazu zählen:
kohlenhydratreiche und zuckerreiche Ernährung
übermäßiger Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch
schwere Infektionskrankheiten
Fettstoffwechselstörungen
Einnahme bestimmter Medikamente, die die Insulinwirkung schwächen
Lässt sich eine Insulinresistenz behandeln?
Wie bei allen Erkrankungen auch gilt bei einer Insulinresistenz: Umso früher die Anzeichen erkannt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden, desto besser stehen die Therapiechancen. Vor allem bei einer Insulinresistenz steht viel auf dem Spiel. Die Erkrankung selbst kann bleibende Schäden hinterlassen oder im schlimmsten Fall Diabetes verursachen, was nicht mehr heilbar ist.
Zur Behandlung einer Insulinresistenz ist ein ganzheitlicher Ansatz notwendig. Dieser umfasst die Verbesserung der körperlichen Gesundheit und in Ausnahmefällen auch die medikamentöse Behandlung.
Ernährung
Der größte Einflussfaktor bei einer Insulinresistenz ist die Ernährung. Insbesondere wenn ein Übergewicht vorliegt, kann eine Ernährungsumstellung schnell zu einer Besserung beitragen. Im Vordergrund sollte dabei die Gewichtsreduktion durch eine ausgewogene und kalorienarme Ernährung stehen.
Bei einer Insulinresistenz sind niedrigglykämische Lebensmittel zu bevorzugen. Sie lassen die Blutzuckerspiegel im Gegensatz zu hochglykämischen Lebensmittel deutlich langsamer ansteigen und beugen so starken Schwankungen vor. Das stabilisiert auch die Insulinausschüttung. Außerdem sättigen komplexe Kohlenhydrate länger als einfache Kohlenhydrate, was Heißhungerattacken verhindert und das Abnehmen erleichtert.
Bei dauerhaft erhöhten Blutzucker- und Insulinwerten ist zudem eine eiweißreiche Ernährung von Vorteil. Eiweißreiche Kost wird länger verdaut und verlangsamt somit den Anstieg des Blutzuckerspiegels. Studien haben gezeigt, dass eine eiweißreiche Ernährung bei Typ 2-Diabetikern die Langzeitblutzuckerwerte senkt. Das bedeutet auch, dass eine Insulinresistenz dadurch umgekehrt werden kann, insofern sie rechtzeitig erkannt wird.
Auch die Essgewohnheiten wirken sich auf den Blutzuckerspiegel und auf das Gewicht aus. Um Schwankungen und starke Anstiege und Abfälle zu vermeiden, sollten die Mahlzeiten in regelmäßigen Zeitabständen zu sich genommen werden. Ernährungsformen wie das Intervallfasten helfen dabei, ein gesundes Essverhalten zu etablieren und die Energiezufuhr zu reduzieren.
Bewegung
Sport und körperliche Aktivität wird von immer mehr Menschen im Alltag vernachlässigt. Dabei ist Bewegung neben der Ernährung der Schlüssel zu einem gesunden Körpergewicht und einem gesunden Stoffwechsel.
Regelmäßige Sporteinheiten helfen dabei, überschüssige Fettdepots abzubauen. Damit verringert sich auch die Konzentration an Botenstoffen, die die Insulinwirkung herabsetzen. Bei körperlicher Aktivität wird die Muskulatur beansprucht. Die nötige Energie holen sich die Muskeln aus den Glucosemolekülen, die im Blut zirkulieren. Das senkt den Blutzuckerspiegel auf natürliche Weise und stabilisiert ihn.
Lebensstil
Zum ganzheitlichen Behandlungsansatz einer Insulinresistenz gehört auch die Anpassung des Lebensstils. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die Stressreduktion.
Stress schüttet Stresshormone (Botenstoffe) wie Cortisol aus. Das Hormon wird als Insulin-Gegenspieler bezeichnet. Es hemmt einerseits die Wirkung von Insulin, andererseits regt es die Glucoseproduktion im Körper an. Beides sind Mechanismen, die den Blutzuckerspiegel aufgrund von Stress steigen lassen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, das Stresslevel zu senken.
Darüber hinaus beeinflusst auch die Schlafqualität den Blutzuckerspiegel. Schlechter Schlaf mit vielen Wachphasen begünstigt Blutzuckerschwankungen, die eine Insulinresistenz befeuern. Erholsamer Schlaf hingegen stabilisiert die Blutzucker- und Insulinwerte und wirkt so einer Resistenz entgegen.
Medikamente
Lässt sich die Insulinresistenz nicht mehr durch eine gesunde Lebensweise in den Griff bekommen, können Medikamente helfen.
Eine Resistenz kann durchbrochen werden, indem kurzzeitig hohe Dosen Insulin verabreicht werden. Häufig kommt auch Metformin zum Einsatz. Dieser Wirkstoff hemmt die Glucoseproduktion in der Leber und senkt so den Blutzuckerspiegel und damit auch den Insulinspiegel herab.
Fazit
Viele Menschen leiden an einer Insulinresistenz, ohne es zu wissen. Die Symptome sind oft unspezifisch, insbesondere im Anfangsstadium. Häufig sind Übergewichtige davon betroffen. Bleibt die Insulinresistenz lange unbehandelt, ist Diabetes Typ 2 die Folge. Eine Insulinresistenz lässt sich - rechtzeitig bemerkt - gut mit einer gesunden Ernährung, Sport und einem bewussten Lebensstil therapieren. Besteht die Insulinresistenz bereits unbemerkt seit einigen Jahren, können manchmal auch nur noch Medikamente helfen.
Quellen:
C. Denzer, E. Heinze: Insulinresistenz und Insulinsensitivität. 2022.
C. Carlberg, L.O. Klotz, F. Molnár: Insulinresistenz und Diabetes. 2022.
Info Diabetologie: Neues Adipokin fördert Insulinresistenz. 2018.
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