Spätakne: Ratgeber zur Ursachenfindung und Behandlung
Was hilft bei Akne im Erwachsenenalter?
Mit jeder Lebensphase die wir durchlaufen verändert sich auch unsere Haut. In der Pubertät haben die meisten Jugendlichen mit Pickeln, Unreinheiten und fettiger Haut zu kämpfen. Im fortgeschrittenen Alter hingegen stehen meist Trockenheit und Faltenbildung im Fokus. Doch auch bei vielen Erwachsene kehren Hautunreinheiten zurück - und zwar in Form der sogenannten Spätakne. Lesen sie in unserem Ratgeber, was die Spätakne auslöst und wie man sie in den Griff bekommen kann.
Was ist Spätakne und welcher Unterschied besteht zur “normalen” Akne?
Spätakne findet man auch häufig unter dem Begriff Akne tarda (tarda = verspätet) oder Erwachsenenakne und beschreibt das Auftreten von Akne ab dem 25. Lebensjahr. Wie auch bei der in der Pubertät auftretenden Akne sind verstopfte Talgdrüsen der Auslöser dafür, dass Pickel und Entzündungen in krankhaftem Ausmaß entstehen.
Neuesten Erkenntnissen zufolge ist im Durchschnitt jede 4. Frau im Alter von 25 bis 40 Jahren von Spätakne betroffen. Dabei wird unterschieden zwischen:
wiederkehrender
andauernder
neu auftretender Spätakne.
Der wesentliche Unterschied zur Pubertätsakne besteht darin, dass die Pickel und Entzündungen vermehrt im Hals-, Kinn- und Wangenbereich auftreten. Reife Haut fettet meist nicht mehr so stark wie bei einem Jugendlichen und kann stellenweise sogar trocken sein. Das erschwert den Umgang mit der Hauterkrankung zusätzlich. Produkte für die Pubertätsakne sind oft nicht für Erwachsenenhaut geeignet, da sie die Haut noch stärker austrocknen und Alterserscheinungen verstärken.
Mit welchen Symptomen äußert sich Spätakne?
Akne tarda tritt überwiegend bei Frauen im 3. und 4. Lebensjahrzehnt auf, aber auch Männer können betroffen sein. Sie äußert sich mit Pickeln und Pusteln, entzündeten Knoten und Mitessern im Bereich des Halses, Kinns und der Wangen. Die T-Zone ist bei der Spätakne weniger betroffen. Oft gehen die Entzündungen auf der Haut auch mit Schmerzen einher. Für einen Großteil der Betroffenen ist der Zustand ihrer Haut außerdem ein großer Einschnitt in ihr Selbstwertgefühl und sorgt für Unzufriedenheit und soziale Isolation.
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Was sind die Ursachen für eine Spätakne?
Hautunreinheiten und Pickel entstehen, wenn Talg, Haut oder sonstige Ablagerungen die Porenkanäle verstopfen und Bakterien entzündliche Prozesse in Gang setzen. Meist steckt nicht nur eine Ursache hinter dem Ausbruch der Altersakne, sondern es sind mehrere Faktoren, die sich wechselseitig beeinflussen. Dazu zählen:
Hormonumstellungen: Warum vor allem Frauen von Akne tarda betroffen sind, lässt sich mit ihrer hormonellen Komplexität begründen. Insbesondere während oder nach einer Schwangerschaft, Periode oder der Wechseljahre verändert sich der Hormonhaushalt im weiblichen Organismus. Auch bestimmte Erkrankungen, die den Hormonspiegel beeinflussen, können Akne tarda auslösen.
Absetzen der Pille: Das Absetzen der Pille zählt auch zu den hormonellen Veränderungen, diese wird jedoch nicht vom Körper selbst verursacht. Vor allem Frauen, die in der Pubertät mit der Pilleneinnahme begonnen haben und sie dann im Erwachsenenalter absetzen, leiden häufig unter Spätakne.
Ernährung: Ob und welchen Einfluss die Ernährungsweise auf Akne hat, ist nach wie vor ein kontroverses Thema in der Hautforschung. Die aktuelle Studienlage deutet aber darauf hin, dass sich bestimmte Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index (Brot- und Backwaren, Kartoffeln, Süßwaren) negativ auf das Hautbild auswirken können. Milch und Milchprodukte stehen ebenfalls unter Verdacht, Hautunreinheiten zu begünstigen.
Psychische Belastung/Stress: Bei chronischem Stress werden dauerhaft Stresshormone ausgeschüttet, die die Talgbildung anregen und somit verstopfte Poren fördern. Bei Nervosität neigen zudem viele Menschen dazu, sich unbewusst ins Gesicht zu fassen. Bakterien gelangen auf die Haut und verursachen bei einer geschwächten Hautbarriere Pickel und Rötungen.
Pflegeprodukte: Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Akne mit mangelnder Körperhygiene zusammenhängt. Ganz im Gegenteil: Menschen, die unter Akne leiden, überpflegen ihre Haut oftmals und strapazieren damit ihre natürliche Schutzbarriere, das Mikrobiom. Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen den Mikroorganismen auf der Haut und aknefördernde Bakterien wie Propionibacterium acnes vermehren sich.
Medikamente: Die Einnahme bestimmter Medikamente kann Spätakne hervorrufen. Dazu gehören cortisonhaltige Präparate, Antibiotika oder auch Antidepressiva. Meist normalisiert sich das Hautbild nach dem Absetzen wieder.
Trockene Haut und trotzdem Spätakne?
Bei der Behandlung von Akne tarda stehen Dermatologen, Kosmetiker und die Betroffenen selbst vor der Herausforderung, die Beschaffenheit reifer Haut zu berücksichtigen. Reife Haut ist grundsätzlich deutlich feuchtigkeitsärmer als eine jugendliche Haut, was sie allerdings nicht vor Akne schützt.
Mit steigendem Alter büßt die Haut an Feuchtigkeit ein, da die hauteigene Kollagen- und Hyaluronproduktion heruntergefahren wird. Die Zellaktivität nimmt ab und damit wird die Zellerneuerung verlangsamt. Das schränkt die Regenerationsfähigkeit der Haut ein und die Hautbarriere beginnt zu schwächeln. Die Haut wird trockener, da sie die Feuchtigkeit nicht mehr halten kann und es bilden sich erste Fältchen.
Die Krux liegt darin, die verstopften Poren und Pickel schonend zu beseitigen, ohne Falten oder Austrocknung zu verstärken. Dementsprechend sind bestimmte Mittel und Methoden der klassischen Aknetherapie bei Heranwachsenden nicht immer auch für die Behandlung der Erwachsenenakne geeignet.
Wie kann man Spätakne behandeln?
Wer unter Spätakne leidet, hatte häufig bereits schon während der Pubertät mit Hautproblemen zu tun und weiß daher, was auf ihn zukommen könnte. Die Therapiemöglichkeiten bei Akne tarda sind vielfältig - es gibt sowohl innere als auch äußere Behandlungsansätze.
Äußere Behandlung
Bei der äußerlichen Behandlung von Spätakne kommen Cremes, Salben, Tinkturen oder Peelings mit speziellen Wirkstoffen zum Einsatz.
Salicylsäure: Salicylsäure gehört zu den beta-Hydroxysäuren. Das bedeutet, dass sie besonders tief in die Hautschichten vordringen kann. Auf diese Weise löst Salicylsäure Verhornungen auf der Haut und sorgt dafür, dass abgestorbene Hautzellen abgeschält werden. Zudem wirkt sie antibakteriell und entzündungshemmend.
Benzoylperoxid: Der Wirkstoff Benzoylperoxid (kurz BPO) besitzt eine antimikrobielle Wirkung und beseitigt Bakterien wie Propionibakterien. Verhornte Stellen werden aufgelöst und blockierte Poren geöffnet.
Azelainsäure: Azelainsäure entfaltet eine entzündungshemmende Wirkung auf der Haut und hemmt die verstärkte Produktion von Hautzellen, die zu Verhornungen führen. Zudem wirkt sie antibakteriell und reguliert die Bildung von Talg.
Retinoide: Retinoide sind Vitamin A (Retinol) sehr ähnlich. Präparate mit Retinoiden sind aufgrund ihrer starken Wirkung und möglichen Nebenwirkungen verschreibungspflichtig. Sie wirken entzündungshemmend und talgregulierend und verursachen eine Schälung der Haut. Dadurch werden die Talgdrüsenöffnungen befreit.
Antibiotika: Antibiotische Salben oder Cremes können ebenfalls zur äußerlichen Anwendung bei Altersakne eingesetzt werden. Insbesondere bei akuten Entzündungsherden auf der Haut ist der Einsatz von Antibiotika sinnvoll, da sie Bakterienstämme abtöten. Allerdings besteht immer die Gefahr, dass diese Bakterien eine Immunität entwickeln und daher sind Antibiotika nicht für eine Langzeitanwendung geeignet.
Lichttherapie: Ein relativ neuer Behandlungsansatz bei Akne tarda ist die Phototherapie. Meist wird eine Kombination aus blauem und rotem Licht eingesetzt. Blaues Licht hemmt die Vermehrung des Aknebaketriums Propionibacterium acnes und rotes Licht fördert den Wundheilungsprozess.
Innere Behandlung
Häufig werden bei der Aknetherapie äußere Behandlungsmethoden mit der Einnahme bestimmter Medikamente kombiniert, um die Hauterkrankung ganzheitlich in Angriff zu nehmen. Für die Wahl einer geeigneten Methode sollte zunächst mit einem Dermatologen und ggf. Endokrinologen Rücksprache gehalten werden.
Hormonpräparate: In den meisten Fällen sind Androgene der Auslöser für den Ausbruch von Spätakne. Anti-Androgene greifen in den Hormonhaushalt ein und können so das Hautbild verbessern. Daher werden erwachsenen, weiblichen Aknepatienten häufig hormonell wirksame Präparate wie die Antibabypille verschrieben.
Antibiotika: Antibiotische Mittel sind verschreibungspflichtig und bekämpfen aknefördernde Bakterien von innen heraus. Sie sind jedoch nicht für eine dauerhafte Anwendung geeignet, da sie auch nützliche Bakterienstämme im Magen-Darm-Trakt angreifen und sich Resistenzen entwickeln können. Häufig genutzte Wirkstoffe sind z.B. Minocyclin und Tetracyclin.
Retinoide: Auch Retionoid-Präparate sind sowohl für die äußere, als auch für die innere Behandlung von Spätakne in Form von Tabletten/Kapseln geeignet. Das bekannteste Retinoid in der Aknebehandlung ist Isotretinoin. Aufgrund starker Nebenwirkungen wird die Einnahme meist erst dann in Erwägung gezogen, wenn andere Therapieansätze keinen Erfolg brachten. Retinoide in Tablettenform hemmen die Talgdrüsenaktivität und beugen so der Entstehung von Pickeln, Mitessern und Entzündungen vor.
Helfen natürliche Mittel bei Spätakne?
Bei Akne tarda greifen viele Betroffene auch zu natürlichen bzw. pflanzlichen Präparaten als Ergänzung zu den klassischen Behandlungsmethoden. Diese sind oft schonender zur Haut, ein Therapieerfolg ist jedoch nicht garantiert bzw. erst nach längerfristiger Anwendung sichtbar. Für die ergänzende Behandlung von Spätakne eignen sich beispielsweise:
Tinkturen aus Heilpflanzen z.B. Teebaumöl
pflanzliche Öle
Heilerde/Tonerde
Schüssler Salze
Von Hausmitteln wie Zahnpasta, Zitronensaft oder Backpulver sollten Betroffene Abstand halten. Diese können irreparable Schäden auf der Haut hinterlassen und die Beschwerden verschlimmern.
Wie pflegt man die Haut am besten, wenn man unter Spätakne leidet?
Hat man die Behandlung von Erwachsenenakne mit der Anwendung bestimmter Medikamente in Angriff genommen, so ist der erste Schritt getan. Nun kommt es auf die richtige Pflege an, um den Heilungsprozess zu unterstützen und die reife Haut mit Nährstoffen und Feuchtigkeit zu versorgen.
Häufig ist die Haut während der Aknetherapie stark strapaziert und die Hautbarriere geschädigt. Austrocknung, Spannungsgefühle und Hautirritationen setzen der ohnehin schon vorbelasteten Haut zu und können Alterserscheinungen wie Falten und Pigmentflecken verstärken. Wie sollte die Pflegeroutine bei Spätakne also aussehen?
Reinigung
Der wohl wichtigste Schritt in der Hautpflegeroutine ist die Reinigung des Gesichts. Im Laufe des Tages kommt die Haut mit verschmutzter Luft, Make-Up und Krankheitserregern in Berührung, wodurch die Poren verstopfen und den Ausbruch von Hautunreinheiten triggern kann.
Wer unter Spätakne leidet, sollte auf scharfe Reinigungsprodukte verzichten und das Gesicht morgens und abends mit einer milden Lotion oder einem Schaum ohne aggressive Tenside, Konservierungsstoffe und Alkohole waschen. Für eine besonders intensive Reinigung kann ein Mikrofasertuch, ein Konjakschwamm oder eine Gesichtsreinigungsbürste zu Hilfe genommen werden. Anschließend kann die Haut bei Bedarf noch mit einem alkoholfreien Gesichtswasser geklärt werden, um auch die letzten Ablagerungen zu entfernen. Das macht die Haut aufnahmefähig für die anschließende Pflege.
Regelmäßige Peelings tragen zur Regeneration der Gesichtshaut bei, indem abgestorbene Hautzellen schonend, aber effektiv entfernt und die Poren geöffnet werden. Dafür eignen sich vor allem chemische Peelings mit AHA und BHA oder Enzym-Peelings. Mechanische Peelings mit kleinen Schleifpartikeln sind mit Vorsicht zu genießen, da sie mikroskopisch kleine Verletzungen auf der Haut hinterlassen und für Irritationen und Entzündungen sorgen können.
Pflege
Die Pflege reifer, unreiner Haut ist mitunter der anspruchsvollste Schritt in der Hautpflege. Bei der Auswahl der richtigen Produkte sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass diese langanhaltende Feuchtigkeit spenden und die Regeneration der alternden Haut unterstützen. Dabei gilt es, Formulierungen mit einem hohen Anteil an komedogenen Inhaltsstoffen zu vermeiden. Komedogen sind jene Stoffe, die die Poren verstopfen und die Bildung von Mitessern fördern wie z.B. Bestandteile auf Mineral- und Silikonölbasis, tierische Fette und auch einige pflanzliche Öle.
Nach der Reinigung eignen sich leichte Cremes, die mit Antioxidantien oder präbiotischen Wirkstoffen arbeiten. Auch talgregulierende Cremes, wie die Aktiv Harzsalbe, sind sinnvoll. Diese können bei Bedarf mit feuchtigkeitsspendenden Seren mit Hyaluronsäure oder Vitamin C ergänzt werden. Bei Trockenheit und Spannungsgefühlen empfehlen sich natürliche, nicht komedogene Öle wie Jojobaöl, Aprikosenkernöl oder Sheabutter. Zusätzlich sollte die Hautpflege mit einem Lichtschutzfaktor ergänzt werden.
Häufige Fragen
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